Eine offene Bühne als Nachbarschaftszentrum auf dem Mettmannplatz in Berlin

 
IDEE

Kajetan hatte die fixe Idee in seinem Kiez, in Berlin Wedding, ein offenes Kulturzentrum in Form einer Bühne zusammen mit den Anwohnern zu bauen und so im Kiez endlich einen Ort als Treffpunkt für die Nachbarn zu schaffen. Ein Container mit Material in den jeder eingeladen ist sich zu bedienen und mitzuarbeiten.

„Der gemeinsame, offene Bau einer solchen Bühne soll die Nachbarschaft stärken, ein Treffpunkt sein und im Endeffekt ein offenen Raum kreieren, der wie eine „open stage“ behandelt wird, auf der junge Musiker, Slammer, Schauspieler, Kleinkünstler usw. sich in Eigenregie  präsentieren können. Eine Art Kulturzentrum im Freien. Das alles soll ehrenamtlich und aus eigener Initiative passieren, mit dem Hintergedanken, der profitorientierten, fremdbestimmten Bebauung und Sanierung der Kieze was eigenes entgegenzusetzen.“

Das schreib mir Kajetan in seiner ersten Mail Mail im Juni 2014.

Er hatte mein Handbuch entdeckt und so begann der innige Kontakt zwischen uns beiden. Ich hatte die Ehre sein Projekt hautnah zu verfolgen und mitzuerleben wie aus einem anfangs recht verunsicherten Kajetan, der nicht wusste wie anfangen, wen fragen und wo nach einem passenden Ort zu suchen, ein leidenschaftlicher Projektentwickler wurde. Was waren die Probleme am Anfang?

  • die Seite Berlin.de ist unergründlich
  • es fehlen menschliche Wegweiser/ Berater
  • es ist unklar welches Formular wofür zuständig ist
  • die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner erscheint wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

 

PLANUNGSPHASE

Mit dem Zusammenfinden des ersten Teams, regelmässigen Treffen im Stammcafe und ersten Kontakten zur Beuth Hochschule wurde das Baustück immer realer. Lange Streifzüge durch das Quartier führten schliesslich zum Mettmannplatz, einem verwahrlosten und zugemüllten ehemaligen Spielplatz der förmlich danach schrie aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden. Die Conrad Stiftung mit dem Programm „Hallo Nachbarn, Ihr seid mir nicht egal“ sagte eine Förderung von 3000 Euro zu, sobald eine Genehmigung vorliegt.  Eben diese Genehmigung hing von der wohlwollenden Entscheidung der Kunstkommission ab, die sich 4 mal jährlich trifft und über Projekte im öffentlichen Raum entscheidet. Mit ihrem positiven Entschied gab es dann auch die Genehmigung vom Grünflächenamt.

Im August lud das Baustück Team zu einer „Generalprobe“ um sich und das Projekt den Anwohnern vorzustellen und weitere Mitstreiter und Interessenten zu gewinnen. Im ganzen Kiez wurden Baustück Plakate aufgehängt.

„Ich wollte ausprobieren, ob jemand kommt, ob sich überhaupt jemand dafür interessiert und ob der Ort funktioniert.“

Er funktioniert. Zur Generalprobe kamen über 200 potentielle Mitstreiter und Interessenten und lauschten Musik, Gedichten und Geschichten oder trugen sich in die Bauliste ein.

„Egal ob die Pfandflaschensammlerin, die ihr ganzes Leben lang im Wedding wohnt oder der spanische Auslandsstudent, der gerade Berlin erkundet, die Resonanz war positiv“

 
 

UMSETZUNG

Zum Kulturfestival Wedding Moabit am 12. September begann der offizielle Bau auf dem Mettmannplatz und innerhalb von 4 Wochen entstand der heutige Pavillon in Gemeinschaftsarbeit.

Leider gab es nur eine Genehmigung für 4 Wochen (Warum gibt es für solch tolle Projekte immer nur temporäre Genehmigungen?) und dem Baustück drohte das Aus.  „Jetzt wollen die (das Amt, Anm.d.Red) die Bühne abreissen, wie mir gestern berichtet wurde. Deshalb muss was dagegen gemacht werden. Oder ich muss sie selbst abbauen. Was für ein Blödsinn. Es gibt keinen Grund dafür, außer den, dass die Genehmigung eben ausgelaufen ist.“

Die Nachbarn vom Gartencafe Himmelbeet luden den Pavillon zu sich ein und am 22. November wurde dieser gemeinschaftlich abgebaut und in der Schulstrasse wieder aufgebaut.

 

RESUMEE KAJETAN

Es kamen in den 3 Wochen über 500 Zuschauer und ca 50 davon haben aktiv mitgeholfen, meistens länger als einen Tag. Es gab Fotografen, Filmleute, Blogger, einen Zimmermann, viele Studenten und Leute aus ganz Berlin und darüber hinaus, die mitgebaut oder ihren Teil zum Projekt beigetragen haben. Es hat meinen eigenen Anspruch übertroffen und es gab auch eine relativ große Medienaufmerksamkeit für so ein kleines Projekt. Leider ist die Zukunft der Bühne noch ungewiss, da es noch keinen richtigen Plan für die Instandhaltung des Projektes gibt.

 

LAURA SAGT:

Ist es nicht schade, dass solchen selbstgemachten Projekten die Anklang in der Nachbarschaft finden und genutzt werden kein längerfristiges „Bleiberecht“ eingeräumt wird?

 

 

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